Künstliche Intelligenz und ChatGPT in der SEO
Künstliche Intelligenz (KI) spielt seit Jahren eine wichtige Rolle in der SEO (Search Engine Optimization). Suchmaschinen wie Google verwenden KI-Technologien, um ihre Suchergebnisse zu verbessern und somit die relevantesten Inhalte für die Suchenden bereitzustellen.
Künstliche Intelligenz bei Google
Ein Beispiel für KI bei Google ist das RankBrain-Algorithmus-Update, das 2015 eingeführt wurde. Es wurde entwickelt, um die Qualität der Suchergebnisse für komplexe Suchanfragen zu verbessern. Ziel war es, zu verstehen, was Nutzer suchen, auch wenn ihre Suchanfragen einen anderen Wortlaut enthalten. Der Fokus liegt also auf dem semantischen Zusammenhang und weniger auf einem bestimmten Keyword. Das bedeutet, dass RankBrain auch, aber nicht nur auf Keywords achtet. Der Kontext und die Absicht der Suchanfrage werden mitberücksichtigt – dies wurde realisiert durch die Nutzung eines sogenannten Entitäten-Modells. Sucht jemand beispielsweise nach «Restaurant in der Nähe», wird RankBrain nicht nur nach Webseiten suchen, die das Wort «Restaurant» enthalten, sondern auch nach Inhalten, die mit Restaurant in der Nähe in Verbindung stehen, wie z. B. ein Imbiss oder Food Truck.
KI in Form von RankBrain ist also bereits seit Jahren ein wichtiger Bestandteil des Google-Algorithmus und trägt dazu bei, dass Suchanfragen besser verstanden und relevantere Ergebnisse für die Benutzer bereitgestellt werden.
Ebenso nutzt Google – in Form des BERT (Bidirectional Encoder Representations from Transformers) Updates Natural Language Processing (NLP), um den Inhalt einer Webseite korrekt zu verstehen. Nimmt man das Wort «Bank» alleinstehend, kann es sowohl bei Google (wie auch von uns Menschen) unterschiedlich verstanden werden. Der Kontext wird klarer und differenzierbar, wenn es mit Begriffen wie «spazieren», «wandern» und «ausruhen» oder mit «Finanzen», «Konto» und «Kredit» ergänzt wird.
ChatGPT SEO Hacks: Kann man künstliche Intelligenz auch in der Suchmaschinenoptimierung einsetzen?
Mittlerweile kann man KI auch in der SEO für verschiedene Einsatzzwecke nutzen. Jedoch ist es wichtig zu verstehen, wie die jeweilige KI funktioniert. Eine gute KI ist weiterhin ein mächtiges Werkzeug und kann den SEOs bei richtiger Anwendung einen Teil ihrer Arbeit abnehmen.
Mit ChatGPT-3 (Generative Pretrained Transformer 3) hat OpenAI im November 2022 der Öffentlichkeit ein Sprachmodell zur Verfügung gestellt, um menschenähnliche Chats zu führen. Neben der reinen Konversation bietet es auch die Möglichkeit, bestimmte Anweisungen (Prompts) auszuführen, die ein textuelles Ergebnis erzeugen. Dies kann z. B. die Erstellung oder Überarbeitung von Meta-Daten, Produktbeschreibungen oder Produkttests sein. Eine weitere Möglichkeit wäre z. B. auch die Erstellung einer FAQ zu einem bestimmten Thema, die Recherche nach Keywordthemen oder die Erstellung von Skripten oder Regex-Anweisungen für die Google Search Console.
Mit ChatGPT 4 haben nun auch weitere Funktionen Einzug gefunden. Es werden visuelle Ergebnisse in Form von Bildern und Videos unterstützt und auch das Besuchen und Crawlen einer Webseite ist möglich. Zusätzlich gibt es nun ChatGPT Plugins/Browser Extensions, die über noch mehr Funktionen verfügen, die die Internetnutzung “amüsanter” gestalten. So kann man z. B. Inhalte von YouTube schriftlich zusammenfassen lassen oder auch eine Diktierfunktion implementieren, die das Gesagte verschriftlicht.
Sollte man sich dafür entscheiden, ChatGPT für SEO zu nutzen, empfehlen wir eine genaue Prüfung der Ergebnisse, da sich auch hier Ungenauigkeiten und Fehler einschleichen können oder man das Ergebnis mit weiteren Daten anreichern muss.
Es gibt seit längerem auch KI-Tool-Anbieter, die sich darauf spezialisiert haben, Texte für bestimmte Bereiche automatisiert zu erstellen.
Content grosser Publisher wird schon lange nicht mehr zu 100 % von Redakteuren geschrieben. Hier gibt es seit einigen Jahren den Trend, dass einfache redaktionelle Inhalte mittels KI erstellt werden, die auf Natural Language Generation (NLG) Technologien basieren.
Zu den bekanntesten Anbietern gehören Automated Insights (Wordsmith), Arria (NLG Studio) und Yseop.
Der Hype um SEO-ChatGPT – gerechtfertigt oder nicht?
Nebst den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten dieses Sprachmodells sollte man auch einige Schwächen von ChatGPT berücksichtigen:
- Datenaktualität: ChatGPT (3) basiert überwiegend auf Daten aus der Zeit bis zum Jahr 2021, kann aber auch in bestimmten Fällen aktuelle Daten beinhalten, sofern man einen passenden Prompt eingibt.
- Vorurteile: Da ChatGPT mit zur Verfügung gestellten Texten trainiert wird, kann das Lernen durch Stereotypen und Vorurteile geprägt werden und im Nachgang das Ergebnis beeinflussen. Dies belegen auch erste Studien.
- Zuverlässigkeit und Qualität: Der Kontext wird nicht immer verstanden und die Erstellung der Ergebnisse bricht gerne immer wieder mitten in der Textgenerierung ab. Zusätzlich liegt die Textqualität (hinsichtlich Korrektheit und Grammatik) in der deutschen Version deutlich unter der Englischen.
- Logik und Denkfähigkeit: Logisches Denken beherrscht ChatGPT noch nicht. Einfache Situationen können gelöst werden, doch komplexere logische Schlussfolgerungen oder selbständige neue Erkenntnisse können noch nicht generiert werden. Dies bedeutet gleichzeitig, dass auch ein selbständiges, kritisches Hinterfragen der generierten Resultate nicht möglich ist und höchstens auf bereits trainierten Daten simuliert werden kann. Stellt man z. B. die Frage nach dem heutigen Tag, so erhält man die korrekte Antwort. Antwortet man darauf, dass die Antwort falsch war, so entschuldigt sich ChatGPT und teilt mit, dass man nur eine einfache KI sei und das logische Denken noch nicht beherrsche.
- Expertise: Die Texte sind meistens relativ oberflächlich und haben keinen besonderen Tiefgang hinsichtlich Fachwissen bzw. Expertise.
- Emotionale Intelligenz: Eine emotionale Intelligenz ist nicht vorhanden, auch wenn bei korrektem Prompt die Ausgabe emotional aufgeladen werden kann.
- Verstoss gegen Google Richtlinien: Mittels AI generierter Content zur Verbesserung der Rankings verstösst gegen die Google Webmaster Guidelines und kann laut Google zu einer Abstrafung führen.
- Rechtliches: Das Urheberrecht an Inhalten, die von ChatGPT erstellt werden, liegt bei OpenAI. Nutzt man also diese Werke im eigenen Business, so ist es eine kommerzielle Nutzung, die juristische Konsequenzen zur Folge haben kann.
Bei allen diesen neuen Chancen und Möglichkeiten gibt es auch immer mehr kritische Resonanz mit Hinblick auf Schwächen und Risiken. Am 31.03.2023 hat z. B. die nationale Datenschutzbehörde von Italien die Nutzung von ChatGTP für die italienischen Internetnutzer eingeschränkt. Gründe dafür seien, dass sowohl Daten- als auch Jugendschutzrichtlinien nicht eingehalten werden, als auch das Missbrauchspotenzial sehr hoch sei. So könnten sich Kriminelle Anleitungen und Informationen zu Straftaten wie Einbrüchen oder Cyberkriminalität erstellen lassen.
Um eine Strafe zu vermeiden, hat OpenAI seit Bekanntgabe 20 Tage Zeit, um über ergriffene Massnahmen zu informieren.
Wir sind neugierig, daher gibt es Praxistests:
Beispiel 1: Erstellung der hreflang-Attribute für multilinguale Webseiten.
Prompt:
Erstelle den html-code für die hreflang-Attribute für example.com und die folgenden Sprachen und Regionen: Deutsch in der Schweiz, Französisch in der Schweiz und Englisch weltweit.
Ergebnis:
<!DOCTYPE html>
<html>
<head>
<title>Meine Webseite</title>
<link rel=”alternate” hreflang=”de-ch” href=”https://www.example.com/de-ch/” />
<link rel=”alternate” hreflang=”fr-ch” href=”https://www.example.com/fr-ch/” />
<link rel=”alternate” hreflang=”en” href=”https://www.example.com/en/” />
</head>
<body>
<!– Inhalt der Webseite –>
</body>
</html>
Fazit:
Das Ergebnis kann sich sehen lassen und ist auf den ersten Blick auch adaptierbar. Wichtig ist, dass man weiss, dass man das Ergebnis an die Ordnerstruktur der gewünschten Webseite anpassen sollte und es nicht 1 zu 1 übernehmen darf.
Beispiel 2: Neil Patel, einer der angesehensten SEO-Spezialisten weltweit, hat einer Content-KI (nicht ChatGPT) und einem Redaktor die gleiche Anweisung gegeben. Er wollte den Output von Maschine und Mensch vergleichen.
Prompt:
Beschreibe das erste Treffen mit deinem erstgeborenen Kind. («Can you describe meeting your first born child?»).
Ergebnis KI:
«Meeting my first born child was a truly magical experience. It was a moment of joy and excitement that I will never forget. When I held my newborn for the first time, I feld a wave of love and warmth that I had not Experienced before. I was filled with so much joy and pride that I was now a parent. My little one looked so peaceful and content in my arms. Seeing my baby for the first time was an unforgettable moment that I will cherish forever.»
Ergebnis Mensch:
”He’s so quiet,” I said, looking up at the nurse.
She smiled behind her mask. We all wore masks. Gowns, too. Gloves and hairnets, too.
“Is that ok?” I said. “is it ok he’s not crying?”
(I thought healthy newborns cried)
“It’s ok,” said the nurse, “he’s quiet but alert,” she said. “Just look at him looking at you.” I looked. “He’s looking right at you.” He was. He was looking in my eyes. “He’s saying hello,” she smiled.
“Hello,” I said. I felt like crying. “Hello, son.”
Fazit:
Die Resultate könnten unterschiedlicher nicht sein. Klar ist, künstliche Intelligenz – egal ob ChatGPT oder ein anderes Tool – kann Emotionen nicht aus Empathie heraus generieren, sondern höchstens aus den antrainierten Daten.
Zusammenfassung
Auf den ersten Blick wirken die Ergebnisse nützlich, zeigen aber bei genauerer Betrachtung, dass sie, abhängig vom Prompt, häufig entweder nicht authentisch oder professionell wirken. In Zukunft kann die KI wie ein Autopilot im Flugzeug dienen: Sie wird dem Menschen auf der einen Seite Arbeit abnehmen, aber man wird den Menschen als Kontrollinstanz behalten müssen. Damit geht einher, dass sich viele Jobs zukünftig automatisch verändern werden. Insgesamt kann künstliche Intelligenz als Hilfsmittel unterstützen, die SEO zu verbessern und den Ranking-Erfolg zu steigern.
